Was ist passiert mit Deutsch?

相較於英文,德文對於台灣學生來說,算是一種比較困難的語言。一來是語言系統的差異,再來就是德文應該算是「化石語言」,因為它依舊保有古代語言系統的特色。古英文的語言系統跟德文很像,但由於英文持續的簡化,使得英文跟德文之間的差異也越來越大。

「語言簡化」到底是不是件壞事?即使是語言學家也有不同的看法:有人認為這是必經的過程,有人認為簡化會使得語言走下坡。我想不只在德國,台灣也有同樣的狀況。從過去到現在,語言不斷不斷的在改變著,就語言改變的脈絡,從中找尋原因,我想…這是我迷戀歷史語言學的原因之一吧。

下面這篇文章來自於Die Zeit,雖跟語言學相關,不過相當的淺顯易懂,想知道現今的德文發生了什麼事嗎?不妨看看囉:)



»Ich geh Schule«

Nicht nur für Lehrer ist Kiezdeutsch ein Problem. Linguisten empfehlen, den Jugendslang zum Thema des Grammatikunterrichts zu machen, damit die Schüler korrektes Hochdeutsch lernen

Von Wolfgang Krischke

Die Sprache von meine Vorfahr war mehr kompliziert wie heut.« So etwa klingt das Hochdeutsch der Zukunft. Das besagt die Prognose von Uwe Hinrichs, Linguistikprofessor an der Universität Leipzig. Danach wird die Sprache Kleists und Manns in wenigen Jahrzehnten die meisten ihrer Wortendungen verloren haben, komplizierte Flexionen sind bis dahin verschwunden, viele Grammatikregeln radikal vereinfacht. Der Sprachwissenschaftler hat jahrelang aufmerksam dem medialen Umgangsdeutsch gelauscht, wie es in Talkshows, Politmagazinen oder Sportsendungen von Moderatoren und Interviewpartnern gesprochen wird. Da sind die Aussichten »für die nächste Jahren« nicht so gut, man »ratet ab«, zieht Bilanz »über die Arbeit«, setzt jemanden »auf freiem Fuß«, ist »mehr aufgeregt« als sonst und möchte »der Rest des Problems ein andermal besprechen«.

Uwe Hinrichs sagt: »In Sendungen wie Beckmann können Sie solche Schnitzer am laufenden Band hören, quer durch die sozialen Schichten.« Darauf aufmerksam gemacht, würden die meisten ihre Fehler noch erkennen. Zufällige Versprecher seien es dennoch nicht, sondern Vorboten des Neudeutschs von morgen. Hinrichs ist kein Germanist, sondern Spezialist für Balkansprachen. Das, meint er, schärfe seinen Blick, denn in diesen Sprachen hätten sich ähnliche Prozesse schon vollzogen.

Teilweise spiegeln die aktuellen Regelverstöße nur einen langfristigen Trend. Seit Jahrhunderten findet eine schleichende Vereinfachung der indogermanischen Sprachen statt. Schritt für Schritt wechseln sie vom »synthetischen« zum »analytischen« Sprachtyp über. Grammatische Bedeutungen werden zunehmend nicht mehr durch Endungen direkt im Wort ausgedrückt, sondern durch Umschreibungen und Hilfswörter: Aus dem »Haus meines Vaters« wird das »Haus von meinem Vater« und schließlich das »Haus von mein Vater«. Das Englische ist hier dem Deutschen weit voraus. Dort wird der Formenverlust durch die strenger geregelte Wortstellung ausgeglichen. Sie transportiert logische und strukturelle Informationen, die vorher in den Endungen der Wörter steckten.

Massive Veränderungen müssen einer Sprache also am Ende nicht schaden. In Phasen des beschleunigten Umbruchs können aber Verwerfungen entstehen. Eine solche Übergangsperiode zeichnet sich im Deutschen ab. Der Sprachwandel, der über lange Zeit kaum auffiel, gewinnt an Fahrt. Die wesentliche Triebkraft für die rapide Abschleifung der grammatischen Formen sieht Hinrichs – neben dem Einfluss des Englischen – in den vielfältigen Sprachmischungen, die das Einwanderungsland Deutschland prägen. Viele Immigranten springen zwischen einem nur bruchstückhaft gelernten Deutsch und ihrer türkischen, arabischen oder russischen Muttersprache hin und her. Entscheidend ist, dass die Verständigung funktioniert, für Feinheiten bleibt wenig Raum. In den Sprachmängeln des TV-Geplauders sieht Hinrichs die Spuren der Vermischungen und Reduktionen, die inzwischen auch außerhalb der Einwanderermilieus hoffähig geworden sind – begünstigt durch ein gesellschaftliches Klima, in dem der Hochsprache leicht der Ruch der Borniertheit anhaftet.

Unter den Mischsprachen hat es die »Kanak-Sprak« zu Berühmtheit gebracht. Ihre Machosprüche, mit türkischen Einsprengseln und minimalistischer Grammatik versehen, werden längst in Comedy-Shows als Ethno-Gags vermarktet. Formeln wie »Ultrakorregd, Alder«, »Ischwör« (Ich schwöre), »Lan« (Kumpel) oder die Drohung »Ich mach dich Messer« sind bei einem Publikum populär, das den Migrantenalltag nur aus dem Fernsehen kennt. Abseits stereotyper Karikaturen haben sich die Kanak-Sprak und ihre Ableger als »Kiezsprache«, »Türkendeutsch« oder »Straßenslang« zu echten Verkehrssprachen entwickelt, mit denen sich in Berlin-Neukölln oder Hamburg-Mümmelmannsberg Jugendliche unterschiedlicher Herkunftsnationen verständigen. Auch deutschstämmige Teenager, die dazugehören wollen, »sprechen krass«: »Hast du U-Bahn?« (Fährst du mit der U-Bahn?), »Ich geh Schule«.

Bilden Kiezsprachen nun das Epizentrum eines sprachlichen Bebens, dessen entferntere Wellen auch das überregionale Hochdeutsch durchzurütteln beginnen? Viele seiner germanistischen Kollegen glauben im Gegensatz zu Uwe Hinrichs nicht, dass die bildungsbürgerlich geprägte Schriftsprache demnächst in den großen Sprachmixer geraten wird. In den Niederungen der Umgangssprache stellt sich die Situation allerdings anders dar. Wenn Kanak-Sprak und Co. ihr Image als Jugendslang erst losgeworden seien, könnten sie auf das Alltagsdeutsch der Ballungszentren jenseits von Schulhöfen und Jugendtreffs abfärben, sagt Heike Wiese, Soziolinguistin an der Humboldt-Universität. Sie verweist auf den New Yorker Stadtdialekt, dem deutsche und polnische Einwanderer ihre grammatischen Spuren aufgeprägt haben.

Viele Jugendsprachforscher fühlen sich genötigt, die Kiezsprachen und Jugendjargons gegenüber dem Vorwurf der Sprachverarmung in Schutz zu nehmen. Sie sehen in ihnen ein Laboratorium, das ständig neue Formen hervorbringt. Bislang funktionieren die Stadtteilsprachen jedoch nur als mündliches Kontaktmedium Gleichgesinnter. Abstraktere Sachverhalte für ein Publikum jenseits des eigenen Dunstkreises lassen sich damit kaum vermitteln. »Was man sagt, muss auch in der Form konsistent sein«, sagt Norbert Dittmar, Professor für Soziolinguistik an der FU Berlin.

»Viele Jugendliche sprechen Kanak-Sprak, um ›cool‹ zu sein, wissen aber genau, dass es eine Sondersprache ist, und können zwischen Slang und Hochdeutsch wechseln«, sagt Helmut Glück, Germanistikprofessor in Bamberg. Eine Abkoppelung von den Normen der Standardsprache befürchtet er jedoch für die bildungsferneren Schichten. »Es gibt hässliche Beispiele, bei denen Bewerber abgelehnt wurden, weil die Bäckersfrau meinte, den Kunden deren Sprechweise nicht zumuten zu können.« Besonders problematisch sei die »doppelseitige Halbsprachigkeit« von Jugendlichen aus Immigrantenfamilien, die weder Deutsch noch die Sprache ihrer Eltern richtig beherrschten.

Die Lehrer sollten das Nebeneinander von Hoch- und Stadtteildeutsch als eine neue Form der Zweisprachigkeit anerkennen, aber – ähnlich wie gegenüber Dialektsprechern – deutlich machen, dass im Unterricht oder im Beruf die Normen der Hochsprache gelten, empfiehlt Norbert Dittmar, der einmal pro Woche türkischen Jugendlichen Sprachunterricht gibt. »Die Schüler müssen neben ihrer Kiezsprache auch das Standarddeutsch können, sonst kommen sie nicht weit.« Darum müsse man auch das Kiezdeutsch zum Thema des Grammatikunterrichts machen, sagt Heike Wiese. »Wenn ihr Sprachgebrauch ernst genommen wird, könnten Jugendliche eher bereit sein, sich mit dem Standarddeutsch zu beschäftigen.« Die meisten Lehrer sind aber auf die deutsch-neudeutsche Zweisprachigkeit noch nicht eingestellt.

DIE ZEIT, 29.06.2006

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